Filzen

Warum Wolle filzt

 

Das Wollhaar hat Schuppen und Widerhaken. Durch Wärme und Feuchtigkeit klappen diese Schuppen auf und werden durch Bewegung miteinander verzahnt. Beschleunigt wird der Filzprozess durch Seife. In warmer Seifenlauge quellen die Fasern noch mehr auf als bei gewöhnlichem Wasser und die Wollfasern verhaken sich sehr stark ineinander. Je nachdem wie stark die Wolle danach bearbeitet wird, kann sie um ein Drittel oder sogar um die Hälfte schrumpfen. Dadurch werden so bearbeitete Stoffe sehr dicht und halten auch bei kaltem Wetter schön warm. Umkehrbar ist dieser Prozess nicht, das heißt: einmal Filz, immer Filz.

Zum Trockenfilzen benötigt man eine Filznadel und trockene Filzwolle. Diese kann man in verschiedene Formen legen und immer wieder mit der Nadel hineinstechen. Die Nadel hat kleine Widerhaken, wodurch die Wollfasern miteinander verbunden werden.

 

Eine uralte Technik

 

Das Filzen gehört vermutlich zu den ältesten Techniken der Textilverarbeitung. Leider verrottet Wolle so schnell, dass es kaum archäologische Funde gibt. Den ältesten Fund in Sibirien datieren Wissenschaftler auf 600 bis 200 vor Christus. Anthropologen gehen aber davon aus, dass es Hirten waren, die vor über 8.000 Jahren diese Technik entwickelt haben. Hirtenmäntel und Hüte boten die guten Eigenschaften, die auch für die Schafe seit Jahrtausenden von Vorteil sind: Wolle ist wärmeausgleichend, also im Sommer kühlend und im Winter wärmend, und sie nimmt Feuchtigkeit zwar auf, leitet sie aber nicht nach innen weiter – der Hirte bleibt also trocken.

 

Filz beim Hausbau

 

Die ältesten Überlieferungen des Filzens stammen aus Asien. Dort ist heute auch noch Filz in den traditionellen Jurten der mongolischen Nomaden zu finden. Große Filzflächen werden über ein Scherengitter und eine Dachkonstruktion aus Stangen gezurrt. Die Wolle für den Filz stammt von den Schafherden oder den Kamelen der Mongolen. Seit dem Niedergang der Wollproduktion in Deutschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird Wolle zunehmend auch als Dämmmaterial in Häusern verwendet. Der Filz kann passgenau zugeschnitten werden, dämmt hervorragend und brennt nicht. Wenn Wolle vor Feuchtigkeit geschützt ist, ist sie auch lange haltbar. Ein nachwachsender Rohstoff als ökologischer Dämmstoff!

 

Hervorragende Eigenschaften

 

Doch der Filz hat noch weitere gute Eigenschaften. Wie das Aachener "Wollforschungsinstitut" herausgefunden hat, bindet Wolle Schadstoffe, die mit Eiweiß reagieren. Zum Beispiel Formaldehyd. Im Labor konnte nachgewiesen werden, dass Filz aus der Luft Mengen an Formaldehyd herausfiltert, die für den Menschen tödlich wären. In schadstoffarmer Umgebung gibt Wolle aber nur einen Bruchteil des Giftes wieder ab. So konnten erfolgreich Kindergärten und andere sensible Räume wieder nutzbar gemacht werden. Auch im Auto, das im Innenbereich voll von synthetischen Stoffen ist, ist ein Kissen aus ungefärbter Wolle, das man ab und zu in die Sonne legt, zu empfehlen.

 

                                                                                                      Quelle: www.planet-wissen.de